Hatha Yoga

"Derjenige, der unermüdlich Yoga in all seinen Aspekten übt hat Erfolg - egal ob er jung, alt, greisenhaft ist oder sogar krank oder schwach." (Hathayogapradipika 1,64)

Der Hatha Yoga basiert auf der Grundlage der Hatha Yoga Pradipika, der traditionellen indischen Yogaschrift die im 12. bis 13. Jahrhundert ihren Ursprung in West- und Nordindien nahm. Während einer in der indischen Kultur revolutionären Bewegung, dem Tantrismus entwickelte sich der Hatha Yoga ab dem 8. Jahrhundert. Im Tantrismus wandte man sich vorallem gegen die alten Traditionen der strengen Lebensführung und der Körperfeindlichkeit. Der Tantrismus oder das Tantra entwickelte sich mit seinen vielfältigen Techniken zu einer moderneren Sichtweise der universellen Natur, die jeder Mensch in seinem Inneren trägt. Dabei ist die Vereinigung der beiden Pole zum Neutrum ein entscheidender Aspekt, den es im traditionellen Hatha Yoga anzustreben gilt.

Hatha Yoga ist eine Form des Yogas in der das vollkommene Gleichgewicht traditionell durch Körperhaltungen (Asanas), Atemübungen und -lenkungen (Pranayama), Energieaufbau und Konzentrations- und Meditationstechniken angestrebt wird. Vervollständigt wird die Hatha Yoga Lehre mit einem tiefgründigen und zeitlosen Philosophiesystem, das Richtlinien für ein bewussteres Denken und Handeln vermittelt. Eine umfassende Kombination von verschiedenen Übungstechniken, die Körper, Geist und Seele gesund erhalten und der bewussteren Weiterentwicklung des Bewusstseins dienen. Durch dieses einzigartige Gesamtübungssystem wird die Entfaltung des innewohnenden Potenzials unterstützt.

Im modernen Kulturverständnis versteht man unter dem Begriff Yoga hauptsächlich Hatha Yoga. Dabei wird der Yoga mehrheitlich eher körperbetont ausgeführt und unterrichtet, wobei der Fokus auf der Ausführung von verschiedenen Asanas liegt.

Schon seit einem halben Jahrhundert ist Hatha Yoga im Westen die bekannteste Form des Yogas. Weitere bekannte Yoga Stilrichtungen, die meist von westlichen Anbietern in ein neues Übungsprogramm umgeformt wurden, stammen aus der Ursprungsform des Hatha Yoga.

Die traditionelle Hatha Yogapraxis eignet sich vor allem für Menschen, die kraftvolle körperbetonte Übungsabfolgen und längere Dehnungen bevorzugen. Im Vordergrund der Hatha Yogapraxis stehen die verschiedenen Körperstellungen (Asanas) im Stehen, Sitzen, Knien und Liegen. Dabei sind die Asanas in Vorbeugen, Rückbeugen, seitlichen Beugen und Umkehrhaltungen eingeteilt und wirken je nach Fokus in den verschiedenen Bereichen des Körpers.

Mit fortgeschrittener Übungspraxis werden die verschiedenen Übungsabfolgen mit Atemübungen, Pranayamas und Achtsamkeitsmethoden ergänzt. Dabei geht es vor allem darum das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist in Form von körperlichen Übungen (Asanas), Atemübungen und meditative Konzentrationstechniken herzustellen.

Eine der bekanntesten Übungsabfolgen im Hatha Yoga ist der Sonnengruss, Surya Namaskara, der in vielen Übungslektionen seinen Platz hat. Der Gruss an die Sonne ist eine Abfolge von zwölf Yogahaltungen (Asanas), die dynamisch im Atemrhythmus der Ujjayi Pranayama ausgeführt werden. Die Ujjayi Pranayama fördert eine bewusstere und tiefere Atmung und wirkt vorbereitend auf eine achtsame Atemkontolle während den Übungsabfolgen.

Der physische Körper hat im Hatha Yoga eine grosse Bedeutung, die nicht zu unterschätzen ist. Doch die Praxis des Hatha Yogas ist nicht auf den äusseren grobstofflichen Körper beschränkt. Der Körper wird als Raum des Yogas betrachtet, indem durch die Erfahrungen die Kenntnis und Wahrnehmung des eigenen Körpers geschult wird und sich ein Akt unbeschreiblicher Tiefe abspielen kann.

Wer sich in Yoga übt, lernt die innere und äussere Welt achtsamer und bewusster wahrzunehmen und zu erleben. Der Weg des Yogas ist der natürliche Weg zu körperlicher Gesundheit und Lebenskraft.

Im Hatha Yoga gibt es Yogaübungen für alle Altersgruppen und für jedes körperliche Niveau, je nach Voraussetzung des Übenden kann die Yogapraxis vereinfacht und angepasst werden. Der Yoga in seiner Gesamtheit geübt wirkt auf allen Ebenen und bringt den Körper und Geist in Einklang mit der Essenz der ureigenen Seele. Durch diese Vereinigung entsteht ein inneres Gleichgewicht, das Ruhe, Stille und Harmonie ausstrahlt.

In jedem Menschen schlummern verborgene Kräfte, die auf eine vollkommene Gesundheit hinwirken. Diese Kräfte werden durch die Jahrtausende alten und bewährten Methoden des Yoga geweckt und gestärkt. Yoga ist eine geeignete Methode zur Prävention von Beschwerden und Krankheiten und auch für den Wiederaufbau der vollkommenen Gesundheit.

Hatha Yoga ist eine Technik, die die Freude an der Bewegung mit der Möglichkeit des Aufbaus der Lebenskraft und des Körperbewusstseins miteinander verbindet. Mit Hilfe der Yogapraxis kann das körperliche Potenzial zur vollen Entfaltung gebracht werden und aktiv zur Gesunderhaltung von Körper, Psyche und Geist beitragen.

Wenn es gelingt die Hatha Yogaübungen voller innerer Aufmerksamkeit und Achtsamkeit auszuführen kann es auf der Gefühlsebene zu Erlebnissen von ungetrübter Freude und Glück kommen.