Prana Yoga

In verschiedenen philosophischen Schriften, wie dem Yoga Sutra von Patanjali, der Hathayogapradipika oder dem Anapanasati Sutta, wird die grosse Kraft des Atems beschrieben und Anleitungen zur Bewusstheit des Atems und zur vollkommenen Kontrolle des Atems aufgezeigt. Die Praxis der Achtsamkeit und die Methoden des bewussten Atems sind dabei grundlegende Techniken, um die tiefe Erkenntnis über den Atem zu erfahren.

Prana wird in den philosophischen Schriften als Lebenshauch, Lebenskraft oder Lebensenergie bezeichnet. Im Yoga Sutra werden die verschiedenen Methoden des Pranayamas beschrieben, die über die verschiedenen Aspekte der Erkenntnis des Atems den Körper und Geist in eine Einheit führen sollen. In Form der verschiedenen Pranayamamethoden wir die Atmung auf der Grundlage der Achtsamkeit bewusst reguliert und vertieft.

Der Atem, das Prana, wird als Träger der Lebensenergie bezeichnet und erhält somit in den philosophischen Schriften eine viel grössere Bedeutung als die Atmung, die Sauerstoff in den Körper führt. Eine einsgerichtete Konzentration und Achtsamkeit auf die Vorgänge des Atems und bewusst ausgeführte Atemtechniken können vertiefter auf das innewohnende Bewusstsein des Menschen einwirken. Diese vertiefte Wirkung wird im Yoga und der Meditation genutzt, um sich weiterzuentwickeln und eingespielte Verhaltensmuster zu erkennen, bewusst loszulassen und in einen positiven Effekt zu transformieren.

"Ich atme ein und empfinde Glück. Ich atme aus und empfinde Glück."

Im Prana Yoga wird der Fokus nicht einfach auf gewöhnliche Atemübungen ausgerichtet. Prana Yoga umfasst die Technik der Atembetrachung, der Atembewusstheit und des Pranayama, durch die die Lebenskraft im Körper bewusst erfahren und kontrolliert wird. Dadurch wird der Atem als Brücke zwischen Körper und Geist genutzt.

Die grosse Kraft des Atems kann im Prana Yoga bewusst erfahren werden, wenn die alltäglichen Atemmuster, die oft von äusseren Einflüssen dirigiert werden, Schritt für Schritt verändert werden. Wahrhaftig zu Atmen bedeutet sich seines eigenen Atems vollkommen bewusst zu sein. Das Wunder des Atems folgt im Prana Yoga dem Bewusstsein: "ich atme ein und weiss, dass ich einatme, ich atme aus und weiss, dass ich ausatme".

Dem Einatmen und Ausatmen achtsam folgen, führt in den gegenwärtigen Augenblick zurück, dort wo Ruhe und Stille herrscht, um zu erkennen: "ankommen im Hier und Jetzt, das ist die Kunst und Kraft des wahrhaftigen Atems."

Im Anapanasati Sutta, dem Sutra des bewussten Atems wird im ersten Teil die Praxis der Achtsamkeit und im zweiten Teil werden die 16 Methoden des bewussten Atems beschrieben.

Die Praxis des Prana Yogas basiert auf den Grundlagen des bewussten Atems, verbunden mit einer meditativen Ausrichtung und sanften Yogabewegungen. Die sanften Yogaübungen eignen sich wunderbar, um die Praxis und die Methoden des Atems vertiefter zu erfahren, loszulassen und bis tief in alle Ebenen zu entspannen.

"Ich atme ein und beobachte das Loslassen. Ich atme aus und beobachte das Loslassen."

Im Prana Yoga werden neben den Grundlagen des bewussten Atems auch Übungen aus der Pranayamalehre einbezogen, um die Atemkraft zu reinigen und aufzubauen. Dabei spielt die bewusste Kontrolle des Prana, der Atemenergie und die Atem- und Energielenkung im feinstofflichen Energiekörper eine entscheidende Rolle. Die aufmerksame Anwendung der Vitalenergie des Atems und die richtig eingesetzte Energielenkung unterstützen die Erhöhung der Leistungsfähigkeit und ruhigen Wachheit.

Der Atem ist für den Menschen eine Selbstverständlichkeit des Lebens, welche Kraft der Atem wirklich hat, bleibt den Meisten verborgen.

Wird der Atem jedoch bewusst genutzt, öffnet sich eine Wundertüte, die in einer Ganzheitlichkeit auf Körper, Seele und Geist wirkt. Der Atem spiegelt den körperlichen, seelischen und geistigen Zustand von Augenblick zu Augenblick wider, er wirkt unentwegt auf Körper, Seele und Geist.

Das Wunder des Atem wirkt auf unterschiedlichen Ebenen, je nachdem welche Stimmung, Gefühle und Emotionen gerade vorherrschend sind. Der Atem nährt nicht nur den Körper, sondern ist auch stark mit der Gedanken- und Gefühlswelt verbunden. Das ständig veränderliche Atemmuster passt sich durch seine enge Verbundenheit mit den Emotionen ständig an und kann je nach der gegenwärtigen Emotion einen vollkommen anderen Rhythmus und Tonus haben.

In Form einer regelmässigen Prana Yoga Übungspraxis kann das Atemmuster und der Gemütszustand verändert werden. Statt Nervosität und Zerstreutheit wird beispielsweise innere Ruhe, Klarheit und Heiterkeit erfahren.

Eine tiefe und bewusste Verbindung der Atemkraft mit der gesunden mentalen Kraft und der Fähigkeit dieses Gedankenmuster zu visualisieren und im Leben zu transformieren, schenkt ein wahrhaftiges Loslassen. Prana Yoga unterstützt einen nachhaltigen Prozess und lässt lebendiger und freier werden.

"Atme! Und du bist lebendig!"

Mit jedem Ein- und Ausatmen werden die Worte: "atme, und du bist lebendig" innerlich gedacht. Durch die stete Wiederholung, gleich einer Rezitation eines Mantra, wird der Atem zur Quelle und wirkt ganzheitlich und nachhaltig auf alle Ebenen.