Achtsamkeit - die Kunst achtsam zu sein

Thich Nhat Hanh war ein Wegbereiter und Pionier, der die Lehre der Achtsamkeit aus Vietnam nach Frankreich und in die westliche Welt gebracht hat. Dabei entwickelte er neue Wege, um die alten traditionellen Weisheiten der Achtsamkeit den Herausforderungen des modernen Lebens anzupassen.

Thich Nhat Hanh definierte Achtsamkeit für die moderne Zeit und für die alltäglichen Dinge des Tuns im Alltag neu:

"Achtsamkeit ist eine innere Kraft, die wir dann erzeugen, wenn wir den Geist zurück zum Ursprung bringen und mit dem in Berührung kommen, was im gegenwärtigen Augenblick in uns und um uns herum vor sich geht. Wir werden uns des eigenen Körpers und der Atmung bewusst, kommen zurück nach Hause zur eigenen Urquelle und sind vollkommen präsent für uns selbst und für alles, was wir tun."

Die Kraft der Achtsamkeit hilft uns, das Leben den ganzen Tag tief zu berühren, ob wir die Zähne putzen, das Geschirr spülen, zur Arbeit gehen, eine Mahlzeit zu uns nehmen oder Auto fahren. Wir können im Stehen, Gehen oder Liegen achtsam sein, beim Sprechen, Zuhören, Arbeiten, Spielen und Kochen. Achtsamkeit ist keine harte körperliche Arbeit, vielmehr ist sie anregend, angenehm und entspannend und wir benötigen keine zusätzlichen Zeitfenster. Es ist eine Kunst, kreative Wege zu finden, um die Kraft der Achtsamkeit, des inneren Friedens und des Glücks im Alltag zu erzeugen.

Thich Nhat Hanh war überzeugt, wenn wir gemeinsam in einer Gruppe mit anderen Menschen die Kraft der Achtsamkeit praktizieren, entwicklen wir eine kraftvolle und kollektive Energie, die dazu beitragen kann, uns selbst und der Welt Frieden und Transformation zu schenken.

Die beste Weise, sich um die Zukunft zu kümmern, besteht darin, sich sorgsam der Gegenwart zuzuwenden.

Thich Nhat Hanh

Achtsamkeit in der modernen Arbeitswelt

Heutzutage werden Ansätze von Achtsamkeit in vielen Settings angewandt. Vermehrt erkennen Firmen und Geschäftsführer, dass gestresste und erschöpfte Mitarbeitende von angeleiteten Achtsamkeitsübungen profitieren können. Denn die Mitarbeitenden sind nach den Achtsamkeitseinheiten zufriedener, fokussierter und arbeiten effizienter.

Eine Übersicht über die Wirkung einer regelmässigen Achtsamkeitspraxis im Arbeitsumfeld zeigt, dass Personen, die Achtsamkeit praktizieren von einem geringeren Stresslevel, weniger Depressionen und Burnout, weniger Ängsten, einem besseren Schlaf sowie einem allgemein höheren Wohlbefinden profitieren können. Auch das Personal in Spitälern und Kliniken hat einen nachhaltigen Gewinn von den Achtsamkeitsübungen, denn die allgemeine Gesundheit verbessert sich und der erlebte Stress und Druck, wie auch das Risiko für die Entwicklung einer Depression oder Angsterkrankung verringert sich zunehmend. Zudem begegnen die Pflegenden, Therapeuten und Ärzteschaft den Patienten mitfühlender und einfühlsamer und handeln achtsamer zum Wohle des einzelnen Menschen.

Lange bevor Achtsamkeit in Firmen und Kliniken für Arbeitnehmende integriert wurde, um deren Wohlbefinden nachhaltig zu fördern, wurden die Achtsamkeitstrainings zur Behandlung von physischen und psychischen Krankheiten eingesetzt. So existieren heute viele Achtsamkeitsprogramme, welche Aspekte der Achtsamkeit in die Behandlung von Krankheiten integrieren, um diverse Formen von psychischen und physischen Leiden zu reduzieren. Das achtsamkeitsbasierte Programme in der Behandlung von psychischen und physischen Belastungen wirken, wird beispielsweise in den Bereichen Sucht, Depression, Ängstlichkeit und auch im Umgang mit Schmerzen und Krebserkrankung durch Rückmeldungen, Analysen und Studien nachhaltig belegt.

Philosophischer und psychologischer Ursprung der Achtsamkeit

Achtsamkeit entspringt dem Herzen der buddhistischen Lehre, dabei ist Achtsamkeit keine Religion oder Ideologie. In der chinesischen Philosophie bedeutet Achtsamkeit sowohl Bewusstheit wie auch Herzlichkeit und Mitgefühl. Achtsamkeit stellt eine Möglichkeit dar, um die eigenen Gedanken, Gefühle und Absichten zu erkennen und zu erfassen. Dies, mit dem Ziel, negative Konsequenzen, welche durch Gedanken, Handlungen und die eigene Geisteshaltung entstehen, bewusst zu erkennen und diese gewinnbringend zu transformieren.

Die ursprüngliche buddhistische Lehre besagt, dass menschliches Leid durch die drei Geistesgifte Gier, Abneigung und Ignoranz bzw. Unwissenheit entsteht. Die drei Geistesgifte sind Zustände des menschlichen Verstandes, die für die Entstehung von Leid durch Gedanken und Handlungen verantwortlich sind. Die kausalen Zusammenhänge von geistigen Zuständen und der Entstehung des menschlichen Leids wird in der buddhistischen Lehre Gesetz des Dharma genannt. Dieses geistige Gesetz ist in der Tiefe der bewussten Auseinandersetzung überprüfbar und nachvollziehbar. Jeder Mensch hat die Möglichkeit durch die Bewusstwerdung der eigenen Tendenzen die leidvollen Zustände zu verändern und glückliche Geisteszustände zu generieren, die eine tiefe innere Zufriedenheit entstehen lassen.

In der heutigen Psychologie werden Teile der klassischen buddhistischen Lehren vielfach bestätigt, beispielsweise die folgenschwere Konsequenz von Abneigung gegenüber dem eigenen Erleben. Die Tendenz eigene Gefühle und Gedanken nicht erleben zu wollen, führen dazu, dass Folgeprobleme wie Stress, Sucht oder Gewalttendenzen entstehen können.

In der Lehre der buddhistischen Psychologie trägt Unwissenheit, Anhaftung und Hass dazu bei, dass menschliches Leid entsteht. Der vietnamesische buddhistische Achtsamkeitslehrer Thich Nath Hanh hat den Geist mit einem Gewässer verglichen, dabei entspricht ein unwissender Geist einem trüben Gewässer. Das Wasser ist trüb und unrein, weil alle Vorurteile und vorschnellen Meinungen, die aus dem unachtsamen Geist und den Gedanken fortwährend entstehen, den reinen Geist verschmutzen. Daraus entstehen falsche Vorstellungen und Verstrickungen, die die Klarheit des reinen Geistes trüben und zu unbedachten und unachtsamen Gedankenformen und Handlungen führen.

Die automatisierten Gedanken und Handlungen verleiten zu einer unklaren Sichtweise, die auch aus vorschnellen Wertungen oder Zuordnung als Gut oder Schlecht entstehen können. Die sekundenschnellen Bewertungen dienen oft der Orientierung und Vorgehensweise im alltäglichen Leben.

Achtsamkeit als Gegenmittel

In der buddhistischen Tradition werden Achtsamkeitsübungen zur Überwindung von leidhaften, geistigen Zuständen, wie Gier, Ablehnung, Ignoranz und Unwissenheit regelmässig geübt.

Doch nicht nur in der buddhistischen Philosophie sondern auch in der antiken griechischen Philosophieschule der Stoa, lassen sich ähnliche Ansichten über die Gründe des menschlichen Leids und dessen Auflösung finden. Dinge nicht haben zu wollen, die unvermeidbar sind oder sich an Dingen festzuklammern, welche nicht erreichbar sind, bringt die Seelenruhe durcheinander und führt zu einem Gefühl von Unglücklichsein. Aus diesem Grund ist es wichtig die Qualität des Gleichmuts zu entwickeln, um gegenüber den Wogen des Lebens gelassen und standhaft zu bleiben.

Vertreter der Stoiker sahen, wie die Buddhisten, das Nichtwissen als leidverursachend an, denn nicht die Dinge selbst beunruhigen den Menschen, sondern die Vorstellung davon. Als Gegenmittel wurden die primären Eindrücke, die unser Geist vorschnell produziert, bewertend beobachtet, hinterfragt und reflektiert. Diese stete Übung des sich nicht mitreissen lassen von emotionalen und gefühlsmässigen Geisteszuständen gleicht der Einübung von Achtsamkeit und der bewussten bewertungsfreien Wahrnehmung in der buddhistischen Lehre.

Die ähnlichen Anschauungen über die verschiedenen Zeitepochen und Kulturen im Umgang mit dem eigenen Geist und den leidvollen Erfahrungen, lassen davon ausgehen, dass Achtsamkeit eine überkulturelle und inhärente menschliche Fähigkeit darstellt. Mit der innewohnenden Fähigkeit der Achtsamkeit können sich Menschen dem eigenen Geist bewusster werden und sich selbst in eine Form der inneren Ruhe und Gelassenheit führen. Den Fokus auf ein achtsames Handeln und Denken zu lenken, unterstützt die Neuausrichtung der eigenen Gedanken und Taten.

Bleibe standhaft, auch wenn du leidest. Der Kampf ist hart, die Aufgabe göttlich – so erringt man Meisterschaft, Freiheit, Glück und Gelassenheit.

Epiktet

Psychologische und europsychologische Wirkungsweise von Achtsamkeit

Die Art und Weise wie Achtsamkeitsübungen wirken können, hängt mit den zugrundeliegenden psychologischen Mechanismen wie Selbstmanagement, Entspannung, kognitive Veränderungen und der Darlegung gegenüber unangenehmen Dingen und der Akzeptanz derselben, zusammen. Alle diese Aspekte sind von Bedeutung, wenn wir uns verändern, weiterentwickeln oder Ideale umsetzen möchten. Das Training der Achtsamkeit zeigt sich wirksam, weil die Selbstführung und Selbststeuerung elementare Puzzleteile der Achtsamkeitslehre sind.

Achtsamkeitstraining kann einen neurologischen Wirkmechanismus darstellen, weil die Veränderungen durch die Achtsmakeitsübungen auf die Hirnareale wirken welche mit Selbststeuerung, der Wahrnehmung der eigenen Gefühle und Empfindungen, der Emapathiefähigkeit sowie der Emotionsregulation assoziiert werden.

Werden die Funktionen der Hirnareale genauer betrachtet, wird die Rolle der Achtsamkeit für die Selbststeuerung nachvollziehbarer. Die Selbststeuerung hat ihren Sitz im Präfrontale Cordex, der auch für die exekutiven Fähigkeiten zuständig ist. Der PCF ist verantwortlich für den Ausdruck der Emotionen, für die Handlungsplanung und die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen. Des weiteren scheint der PCF mit einem erweiterten Meta-Awareness verbunden zu sein, der die Qualitäten das Wahrnehmen von Wahrnehmungen, das Registrieren von Gefühlen, das Nachdenken und Nachsinnen über Gedanken und das Spüren von Sinneseindrücken beinhaltet.

Nur im ruhigen Wasser spiegelt sich das Licht der Sterne

chinesische Weisheit
Naomi King Portrait

Naomi King

Inhaberin

Ein zufriedener Mensch ist ein Glücklicher! Mit bewährten Methoden aus Yoga, Meditation und Achtsamkeit öffnen sich neue Perspektiven für Gesundheit, Wohlergehen und innere Freude.

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